Auf nach Brno zur Erholung

Am Busbahnhof in Krakau

Plottwist: Eigentlich ging es nach Prag.

… Aber auf dem Weg liegt ja Brno und das sollte man mal gesehen haben. Also schnell die Pension im dunkelsten Viertel der Stadt gebucht und in Brno aus dem Bus gehoppst. Der erste Abend hatte nur ein Programmpunkt: Wäsche waschen. Die Wäscherei auf Google Maps war schnell gefunden, real dann auch. Leider noch nie Wäsche mit Tschechischen Waschmaschinen und Trockner gewaschen, sodass mir eine Verkäuferin half, die überraschend gut Deutsch sprach. “Warum sprechen sie eigentlich so gut Deutsch?” – “Ich wohne eigentlich in Deutschland”. Um genauer zu sein in St. Georg (Hamburg), derzeit pflegt sie aber ihre Mutter in Brno. Bald soll es zurück gehen in die Wohnung und zu dem Job, die/den sie in Hamburg noch hat. – Nach 270 Tschechischen Kronen war die Wäsche sauber und ich bereit für den nächsten, einzigen Tag in Brno.

Zur Feier des Tages gab es bei “Frynds” noch einen leckeren vegetarischen Burger

Am nächsten Tag weckte mich in Brno nicht nur der Gedanke an das mitgebuchte Frühstück, sondern auch der hier ebenso fauchende Duftstreuer auf der Toilette. Da nach einer Woche dauerhaftem Sonnenschein und 25 Grad das Bomben-Wetter schon fast langweilig war, wurde am Vormittag mal nichts gemacht und die Unterkünfte für die nächsten Tage gebucht. Um 13 Uhr ging es dann auf Entdeckung der Altstadt + Geocaching. Brno ist eine übersichtliche Großstadt und hat denke ich ziemlich viel bieten. Beispielsweise soll der Public Transport auch auf dem Wasser stattfinden, was ja schon in Hamburg ein Highlight ist.

Ein Highlight ist für mich auch immer, wenn ich Einheimische treffen darf. Und so war ich heute dank Couchsurfing mit Adri verarbeitet. Zusammen teilen wir die Lust am Reisen und so zeigte mir Adri nicht nur architektonisch beeindruckende Ecke und sehr skurile Perspektiven der Stadt, sondern wir unterhielten uns auch über “die Welt des Reisens” (und so vielem mehr!). Adri konnte perfekt Deutsch sprechen und so war ich glücklich, auch mal wieder Deutsch zu sprechen, da man in Englisch dann doch nicht immer so präzise und spontan formulieren kann… .

Morgen geht’s auf ein neues nach Prag. Mit dem Student Agency-Bus und somit mit dem besten Kakao auf vier Rädern – da gerät das mitgebuchte Frühstück schon mal in den Hintergrund. In Prag war ich schon mal, eine wahnsinns Stadt, die ich mir auch diesmal genauer anschauen werde. Jedoch wird Prag auch mein “Boxenstopp” für das (eigentliche?) Ziel Japan sein, sodass ich die Zeit mit Vorbereitungen, Einkaufstouren und der Beschaffung des Japan Rail Passes verbringen werde. Damit öffnet sich mit dem Kakao-Bus nach Prag nun ein ganz neues Kapitel… .

Polski!

Dass Flixbus ganz Europa einnimmt, ist mittlerweile nichts neues mehr. Dass dafür aber die ausrangierten, und definitiv nicht dem deutschen Standard entsprechenden “Polskibus”-Busse herhalten müssen, war mir (leider) neu. Und so ging es acht Stunden bis nach Krakau. Warum wusste ich auch nicht, aber man kann ja nicht immer am selben Ort bleiben.

Polen-Feeling im Polski-Flixbus bereits in Berlin

Während der Fahrt war ein Thema für mich allgegenwärtig. Einen der letzten Tage in Berlin verbrachte ich mit dem Gedanken, wie meine Reise weitergehen würde. Eigentlich war ja China geplant; und nun Osteuropa? Begeistert von den Ländern östlich Deutschlands war ich schon immer, jedoch reizte mich noch immer der große Sprung nach Fernost, sodass ich den halben Tag nach passenden Flügen gesucht hatte. Möglichkeiten gab es ohne Ende, denn schließlich ist Osteuropa für Abflüge nach Asien nicht die teuerste Adresse. An der S-Bahn-Haltestelle “Bahnhof Zoo” in Berlin, kurz vor dem Treffen mit einer Freundin, war es dann soweit: Es wurde gebucht! Nach Tokyo! Mit Abflughafen Prag – zwei tolle Städte, die nun bald sehen sollte. Umso besser die Nachricht später am Tag, dass fast keine Stornogebühren für die Flüge nach China angefallen sind. Welch Mindset kann es schöneres geben auf dem Weg nach Polen?

In Krakau abends angekommen. Beeindruckt wieder im ehemaligen Ostblock zu sein. Es gab ein Einzelzimmer in einem Hostel, bei dem das Treppenhaus das Hostel war, das Einzelzimmer praktisch der Wohnungseingang. Ganz ulkig. Der Duftstreuer auf dem Badezimmer leider nicht, da er alle 15 Minuten aus der Toilette “gefaucht” hat.

Am nächsten Tag einfach mal die Stadt gecheckt. Überall war Alarm: Polizei, Rettungswagen, alle waren sie im Dauereinsatz. Und Stau auf der Ringstraße. Plus nicht funktionierende grüne Wellen bei Straßennüberquerungen = Chaos! Merkt man zum Glück als Fußgänger nicht so richtig und so war ich schnell auf dem Hauptplatz mit den bekannten Tuchhallen.

Kleiner Fun Fact: Auf den öffentlichen Toiletten wird der zu zahlende Betrag nach Größe des Geschäfts berechnet. Hierbei ist die Tür der Herrentoilette geöffnet, sodass der strenge Blick der Toilettenfrau die jeweils benutzte Einrichtung von Mann registiert.

Joa, mehr interessante Fakten konnte ich dann auch zur Stadt nicht finden. Ist ganz nett und sicher hab ich einiges verpasst. Abends ging es zum Couchsurfing-Meeting, bei dem ich direkt zu Beginn bis zum Ende in einem Gespräch mit einem Ukrainer verwickelt war, der mit 22 Jahren ohne Plan und Buchung Osteuropa unsicher machen wollte. Viel Erfolg an dieser Stelle! Kommt mir irgendwie bekannt vor…. .

Leider kann ich hier jetzt keine gute Überleitung finden, daher gibt es einen harten Bruch im Thema: Am nächsten Tag ging es nach Auschwitz, denn jeder sagt in Krakau, dass man das mal gemacht haben muss. Nach einer Fahrt mit einem Überland-Minibus ins Nirvana, drei Stunden Führung auf Auschwitz 1 und sowie Birkenau und einer Rückfahrt im Reisebus kann ich das auch voll bestätigen. Neuengamme ist dagegen echt mal gar nichts. So ein großes Areal, so viele erhaltenen “Beweise der Tat”, so ein Gang durch die “Kammer des Grauens” – that’s enough! Und so aß ich nur noch im “Pizzatopia” die SEHR LECKERE !!!!111 “Vegantopia”, sah abends zur Abrundung des Thementages den Film “Der Junge im gestreiften Pyjama” und fiel dann gleich ins Bett.

Weit, bunt, offen

Irgendwie kann man so Berlin beschreiben. In Hamburg shoppt man, in Berlin trifft man sich. Auf mich wirkt es wie ein großes Wohnzimmer (wohl auch die ganze Zeit auf Zimmertemperatur), aus welchem nebenbei Deutschland regiert wird. Platz für Schickimikki ist irgendwie nur auf dem Ku’damm.

Berlin hat die Sehenswürdigkeiten erster Reihe, man denkt an das Brandenburger Tor, und dann die Sehenswürdigkeiten zweiter Reihe, die man besucht, wenn man Zeit oder schon alles gesehen hat. So war heute bei mir T-Tag und es ging zuerst zum Teufelsberg. Auf dem Weg gab es neben viel Natur auch viel Gleis mit Natur (in Bf,. Grunewald gibt es ein Mahnmal, von wo Juden ins KZ befördert wurden; wird mich auf der Reise noch begleiten das Thema…). Auf dem Teufelsberg dann der Schreck, es kostet ja Eintritt. Aber der ausgelernte Kaufmann weiß sich mit dem noch gültigen Studentenausweis zu helfen. Auf dem Weg zum, nennen wir es mal “Kugelgebäude”, ging es vorbei an einem besetzten Loft und an Seilen tanzenden und probenden Mitgliedern der “Three Sixty Dance Group”, die sich von den Wänden abstießen und es so aussah, als wenn sie nahezulos dabei schweben würden. Das ganze Gelände, welches einst als Abhörstation der Amis diente, war ein reiner Lost Place, welcher abgesehen von dem ganzen Graffiti (=Kunstgalerie; dafür der Eintritt) sich selbst überlassen wurde. Im Kugelgebäude an, in, neben vielen Kugeln. In der Kugel ganz oben das Gefühl gehabt, ich hör nicht mehr richtig (Reflexion des Schalls, Stimmen aus unbelebten Ecken usw). Ansonsten: Den wahnsinns Ausblick auf Berlin und die Wälder drum herum genossen. Berlin ist so grün!

Politisch vielleicht nicht ganz so grün: Berlin

Weiter auf dem T-Tag. Auf nach Tempelhof. Aber vorher noch was Essen und in Berlin natürlich bei einem richtigen Imbiss. Bei einer richtigen Berlinerin, die traurig war, dass ich ihre Bratwürste nicht wollte, leckeren Kartoffelsalat und Pommes gegessen und gefühlt wie zuhause bekocht. Bei “Krissels Imbiss” traf sich die Welt. Fahrradfahrer, Touristen, die Mutter mit den Kindern.

Leider wurde ich nicht satt

Dass ich keine Bratwurst aß, war heute nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Tempelhofer Vorfeld war vollgeräuchert mit Grills wie Sand am Meer! Menschen aus aller Welt, multikulti, traf sich hier, spielten Ball, sangen, tanzten, aßen zusammen. Selbst in Hamburg noch nie sowas in solchem Ausmaß sehen dürfen. Auf der anderen Seite: Ein großes Areal abgesperrt für ein Container-Dorf für Asylsuchende. Nach gefühlt 3h Fußmarsch über dem Vorfeld endlich auf der Landebahn angekommen und “eine Runde gedreht”.

Auf dem Tempelhofer Vorfeld steht das wahre (Holz-)Kohlekraftwerk

Wie bei jeder guten Reise musste heute noch ein Couchsurfing-Meeting besucht werden. Es gab eines im Mauerpark in Berlin. Seit 13 Uhr. Es war 18 Uhr. Dort angekommen, war noch der Rest, fast in Aufbruchstimmung, ein paar nette Gespräche mit Indien, der Türkei und Schottland gab es aber. Auf dem Weg nach Hause von “Witold” auf Englisch angesprochen, der das Meeting verfolgt hatte. Zwei Meter weiter wurde im Park gerade ein Geburtstag gefeiert, unter anderem mit ihm als Gast. Er stellt mir den Rest der Bande vor (fast nur angehende Maschinenbauingenieure , teils aus Estland + Geburtstagskind). Wir unterhielten uns noch lange über Oktan fünfundachtzig, spielten irgendwelche Spiele zusammen und ließen uns erst durch den Ersatzverkehr der Ringbahn trennen – der eine nahm die Bahn, ich nahm den Bus.

Am nächsten Tag hatte ich mich schon an dem Gedanken gewöhnt, dass ich in einer Kirche wohne und hatte nur ein Thema auf dem Liste: Meet-up mit einer befreundeten Couchsurferin. Plus Biergarten, Siegessäule, Bellevue – erste Reihe Sehenswürdigkeiten musste auch mal wieder sein.

Auf nach Berlin!

Hipster-Haupstadt mit Touristen aus aller Welt + Veggieburger an jeder Ecke? Na dann auf nach Berlin!

Bei dieser spontanen Entscheidung, mich auf den Weg nach Berlin zu machen, gab es dank Budget keine große Unterkunftsauswahl: Es wurde ein Jugendheim, welches ich schon mal für eine andere Reise im Visier hatte. Klingt nach Jugendherberge, klingt nach zweckmäßiger Ausstattung mit dem Hauch von Abenteuer. Immerhin Einzelzimmer. Die Rezeptionistin begrüßte mich mit den Worten “Erschrecken Sie sich nicht, es ist ein großes Zimmer!”, und wenn diese Aussage nicht schon aufregend genug wäre (wann gibts schonmal die Warnung, dass ein Zimmer zu groß ist?), begrüßte mich außerdem auf dem Weg zum Zimmer ein großes Kreuz + Gebetsbänke. Anscheinend bin ich hier in einer Kirche gelandet! – Liest man sich die “Hausregeln” durch, so handelt es sich tatsächlich um die Einrichtung der Johannischen Kirche, in welcher es neben einer voll ausgestatteten Kirche auch einen funktionstüchtigen Biergarten gibt. Was es hier nicht gibt, sind lt. Hausregeln das deutsche und französische Spielkarten-Blatt – , weil anrüchig? In jedem Fall: 8 Betten stehen in diesem “Einzelzimmer” zur Auswahl + Balkon. Die gemeinschaftlichen sanitären Anlagen sind top gepflegt und die Anbindung in die Innenstadt top. Wohgemerkt… im Budget.

So groß, dass man sicht nachts verläuft: Mein Einzelzimmer, aufgeteilt auf drei Etagen.