Weit, bunt, offen

Irgendwie kann man so Berlin beschreiben. In Hamburg shoppt man, in Berlin trifft man sich. Auf mich wirkt es wie ein großes Wohnzimmer (wohl auch die ganze Zeit auf Zimmertemperatur), aus welchem nebenbei Deutschland regiert wird. Platz für Schickimikki ist irgendwie nur auf dem Ku’damm.

Berlin hat die Sehenswürdigkeiten erster Reihe, man denkt an das Brandenburger Tor, und dann die Sehenswürdigkeiten zweiter Reihe, die man besucht, wenn man Zeit oder schon alles gesehen hat. So war heute bei mir T-Tag und es ging zuerst zum Teufelsberg. Auf dem Weg gab es neben viel Natur auch viel Gleis mit Natur (in Bf,. Grunewald gibt es ein Mahnmal, von wo Juden ins KZ befördert wurden; wird mich auf der Reise noch begleiten das Thema…). Auf dem Teufelsberg dann der Schreck, es kostet ja Eintritt. Aber der ausgelernte Kaufmann weiß sich mit dem noch gültigen Studentenausweis zu helfen. Auf dem Weg zum, nennen wir es mal “Kugelgebäude”, ging es vorbei an einem besetzten Loft und an Seilen tanzenden und probenden Mitgliedern der “Three Sixty Dance Group”, die sich von den Wänden abstießen und es so aussah, als wenn sie nahezulos dabei schweben würden. Das ganze Gelände, welches einst als Abhörstation der Amis diente, war ein reiner Lost Place, welcher abgesehen von dem ganzen Graffiti (=Kunstgalerie; dafür der Eintritt) sich selbst überlassen wurde. Im Kugelgebäude an, in, neben vielen Kugeln. In der Kugel ganz oben das Gefühl gehabt, ich hör nicht mehr richtig (Reflexion des Schalls, Stimmen aus unbelebten Ecken usw). Ansonsten: Den wahnsinns Ausblick auf Berlin und die Wälder drum herum genossen. Berlin ist so grün!

Politisch vielleicht nicht ganz so grün: Berlin

Weiter auf dem T-Tag. Auf nach Tempelhof. Aber vorher noch was Essen und in Berlin natürlich bei einem richtigen Imbiss. Bei einer richtigen Berlinerin, die traurig war, dass ich ihre Bratwürste nicht wollte, leckeren Kartoffelsalat und Pommes gegessen und gefühlt wie zuhause bekocht. Bei “Krissels Imbiss” traf sich die Welt. Fahrradfahrer, Touristen, die Mutter mit den Kindern.

Leider wurde ich nicht satt

Dass ich keine Bratwurst aß, war heute nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Tempelhofer Vorfeld war vollgeräuchert mit Grills wie Sand am Meer! Menschen aus aller Welt, multikulti, traf sich hier, spielten Ball, sangen, tanzten, aßen zusammen. Selbst in Hamburg noch nie sowas in solchem Ausmaß sehen dürfen. Auf der anderen Seite: Ein großes Areal abgesperrt für ein Container-Dorf für Asylsuchende. Nach gefühlt 3h Fußmarsch über dem Vorfeld endlich auf der Landebahn angekommen und “eine Runde gedreht”.

Auf dem Tempelhofer Vorfeld steht das wahre (Holz-)Kohlekraftwerk

Wie bei jeder guten Reise musste heute noch ein Couchsurfing-Meeting besucht werden. Es gab eines im Mauerpark in Berlin. Seit 13 Uhr. Es war 18 Uhr. Dort angekommen, war noch der Rest, fast in Aufbruchstimmung, ein paar nette Gespräche mit Indien, der Türkei und Schottland gab es aber. Auf dem Weg nach Hause von “Witold” auf Englisch angesprochen, der das Meeting verfolgt hatte. Zwei Meter weiter wurde im Park gerade ein Geburtstag gefeiert, unter anderem mit ihm als Gast. Er stellt mir den Rest der Bande vor (fast nur angehende Maschinenbauingenieure , teils aus Estland + Geburtstagskind). Wir unterhielten uns noch lange über Oktan fünfundachtzig, spielten irgendwelche Spiele zusammen und ließen uns erst durch den Ersatzverkehr der Ringbahn trennen – der eine nahm die Bahn, ich nahm den Bus.

Am nächsten Tag hatte ich mich schon an dem Gedanken gewöhnt, dass ich in einer Kirche wohne und hatte nur ein Thema auf dem Liste: Meet-up mit einer befreundeten Couchsurferin. Plus Biergarten, Siegessäule, Bellevue – erste Reihe Sehenswürdigkeiten musste auch mal wieder sein.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *